Naturwissenschaftliche und technische Studiengänge sind für viele Schülerinnen und Schüler eine spannende, aber auch herausfordernde Perspektive. Besonders für Mädchen, die sich für Technik interessieren und in Physik mit guten oder sehr guten Leistungen auffallen, kann die Entscheidung für ein entsprechendes Studium dennoch eine Hürde darstellen. Physikerinnen und Ingenieurinnen sind nach wie vor in klassischen Männerberufen unterrepräsentiert, obwohl das Interesse durchaus vorhanden ist. Um einen realistischen Einblick in das Studium und den späteren Berufsalltag zu geben, setzt das KIT Karlsruhe seit Jahren auf das Studienbotschafterinnen-Programm. Auch das Kepler-Gymnasium Freudenstadt nutzt dieses Angebot schon eine ganze Weile, um Schülerinnen und Schülern der Mittelstufe authentische Erfahrungen aus erster Hand zu vermitteln. Jetzt, zu Beginn des zweiten Schulhalbjahres war es wieder so weit, und mit den Elektrotechnik-Studentinnen Franziska Stolte, Feline Pirchmoser und der Physik-Studentin Michelle Gensmann waren drei Studienbotschafterinnen des KIT zu Gast am Kepler-Gymnasium. In jeweils einer Doppelstunde bekamen Klassen der Mittelstufe Einblicke in das Studentenleben, wie ein naturwissenschaftliches Studium aufgebaut ist und welche Anforderungen dabei an die Studierenden gestellt werden.
Michelle Gensmann, die mit dem Programm bereits zum vierten Mal am Kepler-Gymnasium war, informierte die Klassen 8b, 8c und 8d über ihr Physikstudium und brachte wieder einige spannende Experimente zur Wärmelehre mit. Frau Gensmann erzählte so begeistert von ihrem Studium, dass der Funke bei den Schülerinnen und Schülern übersprang. Feline Pirchmoser und Franziska Stolte sprachen mit den Klassen 9a, 9b und 9e über ihre Studienwahl und zeigten, dass ein technisches Studium nicht zwingend eine Spezialisierung auf Physik in der Schulzeit voraussetzt. Während Frau Pirchmoser ursprünglich ihre Schwerpunkte in den modernen Fremdsprachen hatte, kam Frau Stolte von einem humanistischen Gymnasium. Beide haben ihren Bachelor in Elektrotechnik gemacht und sich nun unterschiedlich in ihrem Masterstudiengang spezialisiert, Frau Stolte macht jetzt Medizintechnik und Frau Pirchmoser beschäftigt sich mit Quantencomputern, dieses Thema hat sie als Beispiel für den Vortrag mitgebracht. Solche Computer arbeiten mit Q-Bits statt Bits, und obwohl die Schülerinnen und Schüler noch keine Berührung mit der Quantenphysik hatten, vermochte sie es, das Grundprinzip solcher Computer den Schülerinnen und Schülern näher zu bringen. Quantencomputer seien nicht besser als andere Computer, sondern anders. Sie haben ihre Stärke, wenn es um Wahrscheinlichkeiten in komplexen Systemen geht, wie z.B. bei Wettervorhersagen, Klimamodellen und Prognosen von Aktienkursen.
Zentrale Botschaft der drei Studentinnen war, dass für solch ein Studium das Interesse, die Neugier und der Spaß daran, Probleme zu lösen, Voraussetzung sind. Vor der Mathematik als wichtiges Werkzeug dürfen keine Berührungsängste bestehen und ein wenig Hartnäckigkeit braucht es dazu. Der Besuch zeigte eindrucksvoll, wie vielfältig und spannend ein Studium im MINT-Bereich sein kann. Besonders wertvoll war dabei, dass die Studentinnen ihre persönlichen Wege und Erfahrungen teilten – und damit deutlich machten, dass ein naturwissenschaftliches Studium für alle offensteht, die sich dafür interessieren. Das „man“ auch als Frau in solch immer noch männlich dominierten Studiengängen bestehen kann, dafür sind die drei lebendige Beweise.
Bild 1: Die Elektrotechnik Studentinnen Feline und Franziska bringen den SuS die Vielfalt der Tätigkeiten von Elektroingenieurinnen näher.
Bild 2: Physik-Studentin Michelle demonstriert, dass eine Plexiglasscheibe für Wärmestrahlung undurchsichtig ist, in der Projektion erscheint Henri kopflos zu sein.