Rucksackwanderung im Schwarzwald
Ruben Pallesche
Marianne Wesle berichtet von ihren Eindrücken:
Der Zweitälersteig im Südschwarzwald: Eine fünftägige Rucksackwanderung mit 4120 Höhenmetern auf 106 Kilometern Strecke.
Für mich als blutiger Wander-Anfänger bedeutete das, zwar den groben Verlauf der Tour zu kennen, aber weder über Schlafplätze und Schlafsituationen, noch über Wasserstellen, Nahrungsbeschaffung, eventuell fehlende Ausrüstungsgegenstände oder die körperliche Fitness der anderen in der Gruppe Bescheid zu wissen. Die Sorgen, die man sich in meiner Situation im Auto auf dem Weg zum Start in Waldkirch macht, waren zahlreich: Kann ich das schaffen? Könnte ich mich vielleicht verletzen? Werde ich mich blamieren? Wie wird das alles ablaufen? Und was ist, wenn…?
Die Tour begann mit einem anstrengenden Aufstieg auf den Kandel. Der Rucksack war schwerer als gedacht, die Schuhe saßen schlechter als gewohnt, auf der Isomatte schlief es sich dann nachts unbequemer als geplant. Dass am nächsten Tag einer aus unserer Gruppe wegen schlimmer Migräne die Wanderung abbrechen musste, minderte die Sorgen nicht.
Doch im Laufe der Tage wurde mir klar, dass alles viel unkomplizierter war als anfangs gedacht. Tatsächlich schienen für mich bald das Losziehen mit eigenem Gepäck, Schlafen, wo es sich anbot, Wasserholen, wo eben die Quelle war und Essen, was sich im Rucksack noch so finden ließ, einfacher, natürlicher und freier zu sein, als der Alltag, den ich bis dahin kannte.
Beim Wandern selbst waren die Gedanken, die uns in den Kopf kamen, wenn wir einen Sonnenaufgang am höchsten Punkt der Landschaft, einen Regenbogen an einem Wasserfall im Wald oder ein Himbeerfeld am Morgen vor der Ernte betrachteten, wohl bei jedem von uns etwas unterschiedlich, unbeschreiblich und wundervoll. Doch auch unabhängig von all den landschaftlichen Eindrücken, die man erhält, wenn man zu Fuß den Schwarzwald erkundet, erlebt man auf einer Reise wie dieser viele Momente, an die ich mich nun gerne zurückerinnere: sei es das unerwartete Entdecken einer Wallfahrtskirche auf einem Berggipfel, die Beladung eines Hubschraubers mit Brandkalk aus nächster Nähe, verschiedene Menschen, die wir entlang des Weges trafen, das anfängliche Erlernen und dann Spielen von Binokel in jeder freien Minute, nachdenkliche Gespräche, lustige Situationen und unzählbar viel mehr.
Auf diese Weise verflogen die Tage und doch erschien mir jeden Morgen der Abend zuvor weit weg. Am Ende der Wanderung trafen wir in Waldkirch wieder auf das Auto und blickten zurück, mit müden Beinen und schmerzenden Schultern, zweifellos stolz und zufrieden, vielleicht ein wenig wehmütig, und auf alle Fälle um vieles reicher. Ich habe fünf Tage erlebt, die ich nie vergessen werde und wurde dabei wieder daran erinnert, wie viel die Natur doch bereithält und dass manchmal das, was man für kompliziert und ausgeschlossen hält, im richtigen Licht betrachtet plötzlich ganz einfach und durchaus möglich wird.