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Kelper Konterfei

Kepler-Sommerwandern: Sieben Zwerge über den Hegau-Bergen

Die langjährige Tradition wurde auch diesen Sommer fortgeführt: Sieben abenteuerlustige Wanderer kamen zusammen, um diesmal den Schwarzwald-Jura-Bodensee-Weg in Angriff zu nehmen. 

Uns erwarteten 116 km und 2300 Höhenmeter in fünf Tagen.

Der erste Tag begann mit der Fahrt nach Hausach, wo wir in den Bus nach St. Georgen umsteigen mussten. Da nicht nur die Strecke Freudenstadt-Hausach, sondern auch die Schwarzwaldbahn mit dem SEV bewältigt werden mussten, wartete auch hier ein Bus auf uns. Dieser fuhr allerdings eher Autorennen, statt die Haltestellen zu beachten. Trotzdem sind wir wohlbehalten in St. Georgen angekommen, wo unsere Tour offiziell starten konnte.

An Höfen und Hügeln vorbei durch Wald landeten wir gegen Nachmittag in Villingen, wo wir uns dazu entschlossen haben, ein wenig durch die Fußgängerzone zu schlendern. Da wir so von unserer eigentlichen Route abgekommen sind, mussten wir unsere Karte zu Rate ziehen, die uns über weite dürre Felder wieder auf den richtigen Kurs schickte.

Bald darauf folgte unsere Ankunft in Bad Dürrheim, wo die Musikmuschel im Kurpark unser Nachtlager sein sollte. Der Park war für uns der Jackpot der dortigen Unterkünfte: mit Toiletten, Wasch- und Planschmöglichkeiten und Fitnessanlagen - da konnte man wortwörtlich abhängen!

Unser Abendessen gab es in einem italienischen Restaurant in der Nähe, wo uns die Bedienung mögliche Wanderwege in Albanien empfahl. Vielleicht ja was für nächstes Jahr?

Der zweite Tag der Tour fing gemütlich mit Katzenwäsche bei den Planschanlagen an, während unser Frühstück vom Bäcker geholt wurde. Fertig gesattelt und startklar ging es über viele Wald- und Feldwege weiter. 

Unsere Route führte uns nah an Windkraftanlagen vorbei, deren große Rotoren so manches hörbares Geräusch machten. Und immer zu durch den Wald wurde der Weg zunehmend unkenntlicher. Hohe Gräser und Brombeerranken ließen diesen eher wie einen Urwald aussehen, bis wir plötzlich von mannshohen Pflanzen umgeben waren.

Prinzipiell ist man ja immer für ein Abenteuer zu haben, allerdings nicht für Borreliose oder Brennnesseln im Gesicht! 

Jedenfalls folgte darauf direkt unser Eintreffen in Immendingen, wo die Suche nach einem Schlafplatz in die zweite Runde ging. Nach einer Empfehlung von freundlichen Einwohnern machten wir uns auf den Weg zu einem Campingplatz außerhalb der Stadt. Somit endete unsere Suche am Radlerzeltplatz “Donauversickerung”.

Dort belohnten wir uns mit Getränken und Burgern. Anschließend sprang jeder nochmal unter die Dusche, bevor diese schloss. Es galt: 1€ für drei Minuten fließend Wasser. Einige von uns waren überrascht, wie lange sich drei Minuten anfühlen können bzw. wie schnell man duschen kann, wenn man es möchte. Manch einer hatte die Vermutung, die Dusche kaputt gemacht zu haben, weil die drei Minuten einfach nicht enden wollten.

Die dritte Etappe sollte die entspannteste werden, schnuckelige 18 km würden ein Klacks sein,... wenn wir frühzeitig aufgestanden wären. Während die Lehrkräfte fertig gerichtet sogar schon Frühstück besorgt hatten, waren die Schüler noch in den Federn. Dieser Verzug führte dazu, dass wir in der prallen Sonne latschen mussten. Nicht gerade optimal, da es auch an diesem Tag nur wenige Möglichkeiten gab, die Trinkflaschen wieder auf Sollwert zu füllen. 

Jedenfalls führte unser Weg wieder durch den Wald an dem Krater eines einstigen Vulkans vorbei, welcher nun mit klarem Wasser gefüllt ist. Ideal zum Schwimmen, wenn da nicht ein Zaun wäre, der einen davon abhält, von der steinigen Klippe zu springen. 

Im nächsten Dorf war es Zeit für eine Pause. Wir ließen uns vor der Kirche nieder, kochten uns ein Mittagessen und füllten unsere Trinkvorräte auf. Trotz der Stärkung setzte uns die Sonne wirklich zu, besonders neben den heißen Teerstraßen, die auf dieser Etappe stärker vertreten waren. Auch die Getränkepause im nächsten Wirtshaus half kaum. 

Nach der restlichen Strecke, entlang an Feldern und Höfen, landeten wir in unserem nächsten Ziel, Engen. Und - zu unserem Glück - direkt an einem Campingplatz! “Camping Sonnental” stellte uns eine Wiese als Nachtlager zur Verfügung. Falls es regnen sollte, hätten wir uns in einen Pavillon verziehen dürfen.

Trotz unseres späten Starts hatten wir Zeit, das nahe gelegene Schwimmbad zu besuchen. Neben der Gelegenheit sich zu waschen, waren wir einfach froh, die schweren Knochen mal treiben zu lassen.  

Unser Feierabend ging am Campingplatz weiter, als wir während dem Abendessen beim Finale der Frauen-Fußball-EM mitfieberten. Daran schloss sich ein gemeinsames Zusammensitzen bis spät abends an. 

Letztlich endete der Tag mit zwei Verletzten und einer sternenklaren Nacht, in der sogar die Sternschnuppen der Perseiden zu sehen waren. 

Tag Nr.4 musste früh beginnen, denn heute waren die 26 km - die längste Etappe - fällig. 

Gemeinsam brachen wir auf - teilten uns aber noch in Engen auf. Die Verletzten des Vortages würden mit dem Zug in das nächste Ziel fahren, um dort schon mal nach einer Unterkunft zu schauen. Wir verbliebenen fünf machten uns auf den Weg zu den Hegauvulkanen. Die Route führte uns hoch zum Hohenhewen, auf dem eine Ruine mit Aussichtsplattform war. Ein überwältigender Ausblick, aber auch ziemlich hoch. 

Während wir unser eigenes Ding durchzogen, trafen wir immer mal wieder auf eine Frau in neon-pinkem Shirt, die wohl dieselbe Etappe meistern wollte. Mit dem Motto “slow but steady wins race” zog sie ohne Pause an uns vorbei, bis wir sie nicht mehr trafen. 

Weiter ging unsere Reise um den Hohenstoffeln herum, am Hohenkrähen und Mägdeberg vorbei und entlang des Hohentwiel.

Insgesamt kamen da einige Höhenmeter zusammen, was sich auch körperlich bemerkbar machte. Die sengende Hitze drängte uns zu trinken, wodurch unser Wasservorrat schrumpfte und dringend nachgefüllt werden sollte. Auf der gesamten Etappe hatten wir zwei Nachfüllgelegenheiten, wobei eine davon sehr fraglich war… 

Erschöpft in Singen angekommen, trafen wir den anderen Teil der Gruppe, um nun wieder vollzählig nach einer Möglichkeit zu suchen, uns die Bäuche vollzuschlagen und evtl. zu waschen. Denn solange man den Fuß unter den Wasserhahn bekommt, kann man perfekt “duschen”.

Die getankte Energie brauchten wir anschließend für die verzweifelte und deprimierende Suche nach einem Schlafplatz, der - im besten Fall - auch überdacht war, denn es sollte in dieser Nacht gewittern. 

Spoiler: Singen ist eine ziemlich Camper-unfreundliche Stadt (außer man hat kein Problem damit, z.B. auf dem Zwischendach einer Stadthalle zu schlafen).

Wir sind an verschiedensten Stellen vorbei gekommen: Pausenhöfe, ranzige überdachte Sitzplätze, Tiefgaragen, abgebrannte Häuser, rattengefährdete Unterführungen,...

Mit letzter Hoffnung sind zwei aus dem Team zu einem Bauern auf ein Maisfeld gestürmt, um nach einer Bleibe zu fragen. Dieser verwies uns letztlich zu unserer Rettung: eine junge Familie, die auch an diesem Feld wohnt. Sie überzeugten mit wahnsinniger Gastfreundlichkeit - Badezimmer, Zelt und Carport wurden zur Verfügung gestellt. Auch Speis und Trank wurden uns angeboten. Herrlich!

Ein filmreifes Happy End!

Damit wir noch Zeit am Bodensee hätten, mussten wir auch am letzten Tag rechtzeitig startklar sein. Und obwohl das Angebot verlockend war, hatten wir keine Zeit mehr mit der Familie zu frühstücken und holten dieses stattdessen beim Bäcker. Kaum sind wir bei dem wieder losmarschiert, so kam uns tatsächlich nochmal die Mutter der Familie entgegen, um Vergessenes zurückzugeben. Wir alle waren ein bisschen verblüfft, als diese wieder Kraft und Zeit darin investierte, eine kleine Truppe aus dem Schwarzwald zu unterstützen. Auch hier sprechen wir nochmal unseren herzlichsten Dank aus! 

Anschließend stiegen wir auf einen weiteren Berg, von dem aus man super die Hegauvulkane erblicken konnte. Der Abstieg führte uns in ein kleines Dorf, in welchem wir erstmal nach einer Bushaltestelle suchten. Das Knie einer Person fing schon auf dem Pfad über den Berg an, zu streiken, weshalb der Rest der Etappe ohne weiteres kaum machbar war. Die Suche führte uns an dem Haus einer älteren Dame vorbei, die uns nach einem kurzen Gespräch sehr enthusiastisch in ihren Garten gebeten hat. Dort wurden wir mit Getränken und Ringelblumensalbe versorgt - am Ende fuhr sie sogar die verletzte Person ins Ziel! 

Für den Rest der Gruppe standen die letzten Kilometer an, die ein Katzensprung sein sollten. Trotzdem zerrte dieser Abschnitt nochmal besonders an den restlichen Reserven. Schmerzende Fußsohlen, offene Blasen, streikende Knie, gezerrte Waden… Kurz vor dem Ziel konnten Leiden und Beschwerden ausgeblendet werden, sodass wir zügig Gaienhofen erreichten. Ein High five beendete die 116 km, die hinter uns lagen. Erleichterung und Freude machten sich breit, wie am Ende jeder Etappe, denn darauf würde der entspannende Teil folgen: eine Belohnung am Kiosk und ein Nickerchen am Bodensee. Für manche war sogar eine Erfrischung im See möglich, trotz Badeverbot… 

Über Bus und Bahn ging es zurück in die Heimat. In Rottweil wurden wir abgeholt, um anschließend im Garten von Familie Stolper mit den Eltern beisammen zu sitzen. Der Abend ließ sich mit fantastischem Essen, reichlich Getränken und Spiel und Tratsch perfekt ausklingen, bevor jeder wieder in die eigenen vier Wände einkehrte.

Von Annika Jehle

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